30.03.2012. Die Konkurrenz schlecht zu machen ist ein Zeichen von Hilflosigkeit. Um seine Zukunft nachhaltig abzusichern muss sich der ORF vielmehr auf seine Kernkompetenzen konzentrieren und auf seinen Auftrag fokussieren.

Ein Gastkommentar von Corinna Drumm im Branchenmagazin HORIZONT vom 30.3.2012.

Der Public Value Beauftragte des ORF, Klaus Unterberger, hat im HORIZONT vom 23. März 2012 die Informationssendungen des ORF gepriesen. Das überrascht wenig, gehört dies doch zu seinen Kernaufgaben. Und er hat auch recht damit. Die Informationssendungen des ORF sind großteils seriös, zuverlässig und objektiv. So, wie es sich für einen öffentlich-rechtlichen Sender gehört.

Umso unverständlicher ist daher, warum Unterberger gleichzeitig die Informationssendungen der Privatsender als „saloppe Infohappen“ und „Copy & Paste News“ schlecht macht. Der Versuch, selbst besser dazustehen, indem man andere kleiner darstellt, hat meist den gegenteiligen Effekt. Er zeugt von Kleinmut und Arroganz. Es gebe Zeiten des Gewinnens und Zeiten des Verlierens, hat der chinesische Philosoph Laotse festgestellt. Wer weise sei, würde die Überheblichkeit daher meiden…

Die jüngst veröffentlichte „TV Programmanalyse 2011“ der RTR ist für den ORF wahrlich kein Anlass zum Feiern. Die Ergebnisse zeigen auf, was von den Privatsendern schon seit Jahren kritisiert wird: Dass der ORF sich zu stark auf die Unterhaltung fokussiert. Das steht einem öffentlich-rechtlichen Sender nicht sehr gut zu Gesicht. Nun aber die Studienergebnisse abzulehnen oder den Studienautor selbst anzuzweifeln, erinnert an kindlichen Trotz. Es ist außerdem unqualifiziert: Die gleiche Studie wird in Deutschland und in der Schweiz durchgeführt, der Studienautor ist ein anerkannter und unabhängiger Wissenschaftler.

Es erscheint zielführender, sich ernsthaft mit den Ergebnissen der Studie auseinanderzusetzen, anstatt sie mit dem Verweis auf eigene Untersuchungen abzulehnen. Könnte es sein, dass die Studie gerade deshalb Schlussfolgerungen nahelegt, die sich mit den Vorwürfen der Mitbewerber decken, weil jene gar nicht so falsch liegen? Ist es nicht doch denkbar, dass der ORF die Information, die gleichsam das Herz seines öffentlich-rechtlichen Auftrags ist, zunehmend aus den Augen verliert? Sind die kommerziell orientierten Unterhaltungsprogramme für den ORF ausreichend identitätsstiftend?

Die Konkurrenz schlecht zu machen ist nicht nur ein Zeichen von Hilflosigkeit, es bringt vor allem keinen Fortschritt. Das Fischen im Teich der Privatsender wird auf lange Sicht nicht erfolgreich sein. Dadurch vernachlässigt der ORF seine zentralen Aufgaben. Um seine Zukunft nachhaltig abzusichern muss sich der ORF vielmehr auf seine Kernkompetenzen konzentrieren und auf den Auftrag, den er von der Gesellschaft erteilt bekommen hat, fokussieren!